Stets kritisch

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Samstag, 8. März 2014

Krimskrams



Krimskrams - Von Philipp Heine

Stellt man sich einen Vertreter vergangener Epochen vor, so entsteht meist ein zwiespältiges Bild: Auf der einen Seite rührt sich der romantische Aspekt, der das unverdorbene, kraftvolle und naturnahe Menschsein und das Leben in Zeiten, in denen noch Geheimnisse und unbekannte Wildnis existierten, bewundert. Auf der anderen Seite ist der Blick des zivilisationsgeprägten Mitteleuropäers mitleidig nach unten gerichtet. Einst war man noch nicht reif genug, Frieden, Demokratie, Aufklärung, Toleranz und Gleichberechtigung zur Normalität zu machen. Zum Preis des Mystischen haben wir den Gipfel der Humanität erklommen. Für viele Beobachter war der zentrale und komplettierende Zeitpunkt der Fall des eisernen Vorhangs und das Ende des kalten Krieges. Mit der Revolution in den Ländern des Nahen Ostens erschienen neue zarte Blüten der Hoffnung. Doch in der letzten Zeit lernen wir, dass der Mensch noch weit davon entfernt ist, den Zustand der Perfektion zu erreichen.
 
Jenseits der Berge scheint eine dunkle Macht, die man bereits für vergangen hielt, neu zu erwachen. Schritt für Schritt, fast unbemerkt, breitet sich erneut ein Schatten über der Welt aus. Finsterlinge und Despoten scharen sich zusammen und warten auf den Ruf ihres Herrn. Leider ist es diesmal nicht damit getan, einen Ring in einen Vulkan zu werfen, um  der Situation Herr zu werden. Der dunkle Lord, nennen wir ihn Wladolf Putler, kennt die Schwäche seiner Gegner genau: Sie sind an die öffentliche Meinung und die Rechtstaatlichkeit gebunden und haben sich öffentlich zu Toleranz und Frieden bekannt. Lachend sitzt er in seiner Burg und kann Schritt für Schritt provozieren, ohne eine schnelle und entschlossene Reaktion fürchten zu müssen. Jahrelang hat er seine opportunistischen Vasallen, darunter eitle Machtmenschen aus Hannover, benutzt, um die Welt abhängig von seinen Gütern und Handelsnetzen zu machen. Aus Gier sah man geflissentlich über zunehmende Verstöße gegen die humanistischen Ideale hinweg. Unterdrückung von Minderheiten und Opposition, Sklavenarbeit und Protektion von Diktatoren war nicht so wichtig, wie günstige Rohstoffe und Absatzmärkte. Nun werden Tatsachen geschaffen, die nicht umkehrbar sind, ohne alles zu riskieren, was man als Fundament einer aufgeklärten Welt betrachtet.
 
Die Chance auf Frieden darf nicht aufgegeben werden, doch wie groß können Zugeständnisse sein? Der große Führer verfügt über ein Weltreich von Menschen, die zu großem Anteil über nur geringe Bildung verfügen, ein massives Alkoholproblem haben und ihre Vorstellungen von Ethik nur in einer totalitären Gesellschaft erlernt haben. Sein Reich ist angefüllt mit furchtbaren Waffen und Soldaten, die darauf brennen, verstreute Volksgenossen heim ins Reich zu holen. Noch liegt der Fokus der Expansion nur dicht hinter seiner eigenen Grenze, doch wer könnte noch zu jenen gehören, die eigentlich ins Reich gehören, wenn die ersten Schritte erfolgreich waren?
 
Einst war der hohe Herr ein kleiner Spitzel und Scherge, der für ein vergangenes Reich seinen Dienst versah. Einige Jahre verbrachte er auch in Dresden. Somit könnten die neuen Bundesländer, die ja lange Jahre quasi eine besetzte Kolonie waren, durchaus als abtrünniges Territorium betrachtet werden, dessen letzte Wiedervereinigung ja nur bedingt erfolgreich war. Wollen wir also unsere Brüder und Schwestern im Osten dem Frieden opfern und sie dem finsteren Fürsten als besänftigendes Geschenk darbringen? Bevor nun der Eine oder der Andere laut zustimmt und Bayern gleich mit ins Paket packen möchte, möchte ich daran erinnern, dass wir uns doch inzwischen recht gut an einander gewöhnt haben und zusammengewachsen sind, sogar mit den Bayern. Entsprechend denke ich, dass konsequente Sanktionen und eine außenwirtschaftliche Neuorientierung das bessere Mittel der Wahl sind.
 
Ich fürchte, dass es nicht in der Macht der demokratischen Länder steht, die eroberten Gebiete friedlich zurück zu gewinnen, zumal der Groll der anderen Partei nicht zu einem dauerhaften Damoklesschwert werden darf. Es muss aber ein Preis verlangt und eine Grenze gezogen werden, deren Überschreitung nicht friedlich hingenommen werden kann.
 
Wichtig ist aber, dass keine neue unüberwindliche Mauer entsteht, sondern dass ein friedlicher Austausch und vorsichtige Kooperationen am Leben erhalten werden.

Ich wünsche uns allen einen kleinen Mann mit haarigen Füßen, der mit unerschütterlicher Freundlichkeit und Mut dafür sorgt, dass am Ende ein großes Fest unter dem großen Baum stattfinden kann.

Philipp Heine

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