Stets kritisch

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Donnerstag, 20. August 2015

Die Welt zu Gast bei Freunden

Die Welt zu Gast bei Freunden - Von Philipp Heine

Die Bewohner der nordwesteuropäischen Zivilisation sind froh darüber, dass sie das Umherirren in der Wildnis hinter sich gelassen haben. Stadt, Haus, Burg und Weiler lassen den Menschen behaglich werden. Natur ist schön, wenn sie gezähmt ist. Gemütlichkeit ist ohne das Vorhandensein von Mauern kaum vorstellbar. Auch unser Verständnis von Kultur ist nicht ohne die dicken Mauern von Burgen, Kirchen und Städten komplett. Wer es zu etwas gebracht hat, kauft sich ein Haus, baut einen Zaun darum und lässt es von Tonzwergen bewachen. Besitz ist, was ich legal vor anderen Menschen in Sicherheit bringen kann. Nichts ist typischer für den Deutschen, als die Tendenz, Mauern und Bunker anzulegen.
Es gibt Menschen, die ihr Wohlempfinden durch das Maß ihrer persönlichen Freiheit bestimmt sehen. Nicht der Deutsche. Sicherheit, Planbarkeit und Berechenbarkeit sind wesentlichere Parameter, wenn es um des Teutonen Komfort geht. Liberalismus hat in Deutschland nur geringe Chancen. Zwar wagt der Deutsche es, durch die Fenster in seinen Mauern zu blicken und von Abenteuern zu träumen, doch bereits auf Mallorca gerät er in Panik, wenn deutsche Küche und deutsche Sprache nur einen Moment außer Reichweite sind. Gefahren, Risiken und Improvisation sind Vorboten von Anarchie und Apokalypse. Es ist kaum verwunderlich, dass politischer Fortschritt gleichbedeutend mit einer schrittweisen Verwandlung der Gesellschaft in eine barrierefreie, verkehrsberuhigte und gepolsterte Zone ist, in der Kleinkinder und Senioren vor allen bösen Einflüssen der Welt, wie etwa Lärm und Schmutz, sicher sind. Über allem herrscht die große Mutti.
Doch die Sicherheit ist nur eine Illusion, die schnell von der Realität einer globalisierten Welt heimgesucht werden kann. Erschreckte Hobbits linsen vorsichtig durch den Türspion, nachdem es an der schweren Eingangspforte geklopft hat. Draußen stehen dunkle Gestalten in schmutzigen Kleidern, die Einlass begehren. Abenteurer!
Abenteurer sind stets Menschen auf der Flucht. Es lassen sich zwei Sorten unterscheiden. Die einen sind von einfachem Verstand und haben so lange monotone Computerspiele gespielt, Harz IV bezogen oder Shopping-queen und Dschungelcamp gesehen, bis tief in ihnen etwas kaputt gegangen ist. Wenn dann linke, rechte oder salafistische Hassprediger an sie herantreten und ihnen den Kampf für das Gute – inklusive Sex und Gewalt – versprechen, machen sie sich auf den langen und planlosen Marsch. Sie flüchten vor ihrem eigenen tristen Ich, das sich schämt, weil es auch nach zehn Jahren Schule noch nicht alle Buchstaben beherrscht. Die andere Gruppe besteht aus Menschen, die Not und Verfolgung – etwa durch die erste Gruppe – gezwungen haben, mit Sack und Pack, Kind und Kegel zu neuen Ufern aufzubrechen. Wenn sie je Mauern hatten, haben sie diese aufgeben müssen. Sie haben mit allen Sinnen und Emotionen Existenzangst, Hunger, Gefahr, Tod, Hitze und Kälte erlebt. Empfindungssterile Deutsche zahlen mitunter Geld, um solche Erfahrungen für einen kurzen Moment kennen lernen zu dürfen.
Hier stoßen zwei Welten aufeinander. Störende Fremdköper bedrohen all jene Greise und Babys, die doch in Ruhe schlafen möchten. Sie sprechen fremde Sprachen und bringen rückständige Weltanschauungen in den Garten Eden. Sie kennen keine Computer, sind gewalttätig und behandeln ihre Frauen wie Sklaven. Sie sind also etwa wie die Deutschen vor 50 Jahren. Schnell wird klar, dass es nur an ihrer Religion liegen kann, dass sie keinem unserer Standards genügen. Besonders die 1,24 Prozent, in denen sich diese von der unseren unterscheidet, sind höchst verdächtig.
Wundersamer Weise sind es besonders jene Süd- und Ostdeutschen, die einst nur widerwillig zu Bürgern der Bundesrepublik geworden sind, die nun entrüstet zur Tat schreiten. Bewaffnet mit Fackeln und Transparenten sorgen sie dafür, dass jeder erfährt, dass das Boot ja voll  und die – im Herzen immer verachtete, aber inzwischen bewährte – Demokratie durch Zuwanderung gefährdet sei. Was sollen wir mit Menschen, die nicht hinreichend ausgebildet, arm und zudem nicht bereit sind, sich uns sexuell hinzugeben, wie unsere thailändischen oder russischen Importehefrauen? Marodeure, die schon lange auf einen Anlass gewartet haben, sind im Begriff, das Bundeskristalljahr auszurufen. Endlich können die Deutschen ihre kulturelle Überlegenheit unter Beweis stellen. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.

Ich wünsche uns, dass nicht alle historischen Fehler erneut gemacht werden müssen, um zu besseren Menschen werden zu können.

Philipp Heine

Donnerstag, 13. August 2015

Wellness für den einfachen Geist

Wellness für den einfachen Geist - Von Philipp Heine

Die wahre Revolution, die sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat, besteht darin, dass sich die nordwesteuropäische Kultur unzumutbarer Schikanen entledigt hat, die ihre Bewohner seit jeher von Kindesbeinen an gequält und gedemütigt hat.  Zu diesen zählt an oberster Stelle die Bildung. Wider allen Warnungen von Psychologen, Experten und Politikern wurden zahllose unschuldige Kinder von den Brüsten der Mütter gerissen und unter Androhung von Strafen genötigt, unpraktische Tätigkeiten, wie etwa Lesen, Auswendiglernen, Schreiben oder das Erfassen naturwissenschaftlicher oder historischer Zusammenhänge auf sich zu nehmen. Wie wenig kindgerecht konnte es sein, kleine Menschen in die Form kleiner Erwachsener zu pressen?  Die Kindheit wurde erbarmungslos verdrängt. Statt glockenheller Stimmchen, die lachen und spielen, nur Tränen und Indoktrination im Frontalunterricht. Doch auf leisen Sohlen kam die Erlösung: Das Internet und die neuen Medien brachten die Erkenntnis, dass sperrige Bildung weder den Ansprüchen der Wirtschaft noch der kindlichen Seele entspricht. Viel praktischer und verdaulicher als Bildung war die Information. Es galt also, den Kindern zu sagen, wie sie liebe Kinder seien, damit sie dann selbstständig aus dem Strom der Informationen wählen können, was gut und wichtig für sie ist. So funktioniert basisdemokratische Pädagogik. Für die devianten Kinder, denen es an genügender Selbstständigkeit ermangelte,  wurden humanistische Alternativen, wie etwa Integrationsklassen, Inklusionsklassen oder Ritalin dargeboten. Endlich musste nicht mehr gefragt werden, wozu man jenes Wissen und all jene Zusammenhänge jemals im Alltag oder bei der Arbeit gebrauchen könne. Statt der täglichen Neuerfindung des Rades muss nur noch der Hahn geöffnet werden, und die benötigte aktuelle Information fließt heraus. Bei all dem Wissen, das sich im Laufe der Jahrtausende angesammelt hat, kann keinem Menschen mehr zugemutet werden, alle Zusammenhänge und Hintergründe kennen zu müssen. Zu diesem Zweck gibt es professionelle Fachleute. Viel wohltuender für den Menschen ist es, ihm einfache Strukturen, leichte  Entscheidungen und eine auf den Punkt gebrachte Übersetzung all der komplizierten Fachbegriffe zu liefern. Fernsehen und die neuen Medien sind die idealen Mittel zu diesem Zweck. Bildung ist die intellektuelle Selbstbefriedigung einer aussterbenden Elite. Einem wahren Demokraten muss klar sein, dass Gleichheit und Bescheidenheit auch auf geistiger Ebene notwendig sind.

In der politischen Landschaft Europas wurden die Zeichen der Zeit von verschiedenen Parteien erkannt. Grauzonen und Komplexität wurden als Ausreden entlarvt, die von der alten Generation vorgebracht wurden, um sich vor der praktischen Umsetzung der moralischen Verantwortung zu drücken. Entweder man ist für die Umwelt, oder dagegen. Entweder man ist für soziale Gerechtigkeit, oder dagegen. Entweder man erkennt, dass Migranten eine Bedrohung der abendländischen Kultur sind, oder man weiß, dass jeder Flüchtling aufgenommen werden muss, wenn man kein Nazi sein will. Gerechtigkeit ist eindeutig!

Eindeutigkeit ist zudem der Treibstoff einer neuen abenteuerlichen Welt, in der wieder für das Gute gekämpft werden kann und muss. Opposition ist keine Alternative, sondern ein moralisch zutiefst verwerflicher Gegner. Die Presse, die verkompliziert oder die Meinung des Gegners vertritt, muss lügen, da es nur eine Gerechtigkeit und eine Wahrheit geben kann. Verständlichkeit und Eindeutigkeit öffnen auch der höchsten Form der Demokratie, nämlich der direkten Demokratie Türen und Tore. Jeder kann bald alles mitbestimmen. Der Gipfel der politischen Evolution ist erreicht. Wir leben in einer Zeit, die wieder viel Energie erzeugt. Ein Geist des Aufbruchs ist da, gegen die Zwänge des Althergebrachten. Es ist eine Zeit für neue Bewegungen und Ordnungen. Ein Kribbeln ist zu verspüren, das ein wenig an 1932 erinnert.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie zu den Leuten gehören, die die Fremdwörter verstehen konnten.


Philipp Heine

Freitag, 3. April 2015

1990 - als die DDR Deutschland übernahm; die wahre Geschichte - von Captain Slow

25 Jahre ist es nun schon her, dass die DDR Deutschland übernommen hat. Grund genug, die Entwicklung Deutschlands von 1945 bis zu seinem Ende 1990 Revue passieren zu lassen.

Nach dem 2. Weltkrieg entschied sich die Regierung Adenauer dafür, das verbliebene Deutschland in die Westbindung zu führen. Die roten Brüder im Osten, die sich von Deutschland abgespalten hatten, hielt man weitgehend auf Distanz. Sie waren mit sich selbst beschäftigt, indem sie die DDR gründeten, nach wie vor einer Einheitspartei hörig waren und immer noch vor Fahnen aufmarschierten. Alles tipptopp. Deutschland konnte sich dem Wirtschaftswunder hingeben, während die Komsomolzen jenseits der Zonengrenze dünne Kohlsuppe (Soljanka) löffelten und von Revolution träumten.

In den Folgejahren hatte sich die DDR jenseits der deutschen Grenze jedoch etabliert und fing nun an, Schritt für Schritt Deutschland über die noch offene Grenze zu infiltrieren. Ganze Horden von Missionaren des Roten Oktobers drangen über die Zonengrenze in das freie Deutschland ein, mit dem einzigen Ziel einer feindlichen Übernahme von innen. Das Ende schien gekommen.

Doch dann wendete sich das Schicksal zum Guten. Für nicht eingeweihte völlig überraschend wurde im Jahr 1961 auf Befehl des Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht die Mauer gebaut. Die Genossen mauerten sich von einem Tag auf den anderen selbst ein. Deutschland rieb sich ungläubig die Augen: der Rote Strom baut sich seine eigene Staumauer? Was war hier geschehen?

Erst im Jahr 1971 hat der deutsche Enthüllungsjournalist Wolfgang Menge im WDR die Wahrheit über den Mauerbau ans Licht gebracht: Walter Ulbricht war Spion der CIA und der Organisation Gehlen! Bereits in den 20er Jahren hatte man Ulbricht in Moskau in die KP eingeschleust. Nach dem Krieg wurde er als Anführer der „Gruppe Ulbricht“ nach Ost-Berlin gebracht und kletterte Schritt für Schritt an die Spitze der politischen Macht in der DDR. Man hatte einen Schläfer bei den roten Schergen installiert! Der wurde im Moment der höchsten Not aktiviert und schlug mit seinem genialen Schachzug gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Erstens war der Zustrom der Ostzonalen ausgetrocknet. Zweitens verschlang diese absurde Grenzanlage einen Großteil der in einer Planwirtschaft naturgemäß dünn gesäten Ressourcen. Beton, Stacheldraht, Minenfelder, Selbstschussanlagen über rund 1.000 Kilometer Grenze. „Der völlige Irrsinn“, dachte der Bürger der DDR und fuhr zum notorischen FKK-Urlaub fortan nur noch an den Plattensee. „Genial“, feixte die NATO zu Recht.

Diese brisante Enthüllung hätte den Demokraten und Menschenfreund Walter Ulbricht, dessen Verdienste in der deutschen Öffentlichkeit nie ausreichend gewürdigt wurden, das Leben kosten können. Zum Glück kam er jedoch heil aus der Nummer raus. Wenn die Russen ihn als Spion verhaftet und hingerichtet hätten, hätten sie dem Westen gegenüber das Gesicht verloren. Es gibt aber nichts, was der Asiate mehr fürchtet als einen Gesichtsverlust. Also ließ man ihn gewähren. Ebenso seinen politischen Ziehsohn: Erich Honecker.

Honecker war schon beim Mauerbau die rechte Hand Ulbrichts und übernahm dessen Rolle bald vollständig. Honecker war perfekt auf seine Aufgabe vorbereitet. Um die DDR weltweit lächerlich zu machen, hatte er sich über Jahre hinweg eine Sprache antrainiert, die auf ganz bemerkenswerte Weise dümmlich, wenn nicht debil war. Sein äußeres Erscheinungsbild veränderte Honecker schrittweise, bis aus dem smarten Saarländer ein Inbegriff für spießige Modesünden und Geschmacksverirrung wurde.

Und das Volk tat es seinem Führer gleich: als am 11. November 1989 die Kommunisten den Zweitaktfahrzeugen entstiegen, sprachen sie alle einen ins Absurde verbrämten Dialekt der deutschen Sprache und trugen Kleider und Frisuren, über die man sich selbst im Ruhrgebiet wunderte.

Aber ich greife vor. 1989/1990. Die Schicksalswende. Wie konnte das passieren? Nun, es war einfach naiv zu glauben, dass die Nummer mit Ulbricht und Honecker seitens der Russen unbeantwortet bleiben würde. Heute weiß man: alles, was im Westen gut funktioniert, wird der Asiate kopieren. Und so platzierten die Roten bereits in den 70ern einen Schläfer in Deutschland. Wer jetzt vorschnell an Günter Guillaume denkt, liegt völlig falsch. Es war in Wirklichkeit ein dicker linkischer Mann namens Helmut Kohl, von der Stasi geführt als IM Saumagen.

Unter dem plumpen Vorwand der Perestroika spielte der Kreml unter Michail Gorbatschow Helmut Kohl den Ball zu, der ihn annahm und sodann virtuos die Abwehrmauer der westlichen Diplomatie auskonterte. Allein Margaret Thatcher warf sich ihm noch im Strafraum mutig in den Weg. Aber Frauen und Fußball.... die brave Inselamazone konnte das Unheil aus Oggersheim nicht mehr stoppen.

Und heute, 25 Jahre später? Deutschland wird von einer sozialistischen Einheitspartei namens GroKo regiert. Regierungschefin ist eine schlecht gekleidete Frau aus der Uckermark. Staatsoberhaupt ist ein Pastor aus Mecklenburg. Wir finanzieren einen sozialistischen Bruderstaat in der Ägäis und führen einen Mindestlohn ein. Aber niemand wehrt sich mehr. Das marktwirtschaftliche und kritische Deutschland ist tot.

Allein ein kleiner Mann mit großer Klappe und ebensolchem Engagement kämpft noch immer furchtlos und unermüdlich gegen die Windmühlen: Gregor Gysi. Ein echter Revolutionär gibt den Kampf eben selbst dann nicht auf, wenn die eigenen Truppen längst gewonnen haben. Erbarme sich jemand seiner Seele und schenke ihm ein Hamsterrad.

Captain Slow




Montag, 12. Januar 2015

Pegida gab es schon vor 30 Jahren an der Hildesheimer Börde

Pegida gab es schon vor 30 Jahren an der Hildesheimer Börde - von Captain Slow

Seit ein paar Monaten rennt hier und dort, meist drüben, ein kleiner Haufen Spinner auf die Straßen, nennt sich Pegida und verkündet eine Menge dumpfen Unsinn. Das Echo in den Medien ist gewaltig, weil da ein ganz neues Phänomen geboren wurde. Und nun diskutiert Anne Will im Wettkampf mit Jauch, Plasberg usw. darüber, wie man dieser ganz neuen Bewegung wohl begegnen muss.

Das ist also alles neu? Zwischen Erzgebirge und Magdeburger Börde liegt also nicht Deutschlands Hochburg des Multi-Kulti? Wieder was gelernt. Das kann doch nicht ernsthaft jemanden überrascht haben! Neu ist doch nur, dass diese Hohlbirnen jetzt auf die Straße gehen und Plakate in den Winterregen halten. Sollen sie doch. Ich wünsche viel Spaß und eine saftige Erkältung.

Das einzige Phänomen, das ich sehen kann, ist jenes, dass die Medien hierzulande alles, was sich erstmals als „politische Bewegung“ in die Öffentlichkeit drängt, plötzlich als Sensation verkaufen und so getan wird, als sei das alles ganz neu. Alle engagierten Bürger müssen nun aufgeregt Stellung beziehen. Dabei ist das ganze Spiel Jahrzehnte alt und eigentlich nur albern. Gehen wir doch einmal gemeinsam zurück in der Geschichte.

Die Piraten.
Es ist noch nicht lange her, da ging wieder einmal ein Sturm durch die Medienlandschaft. Mit den Piraten gab es eine „neue politische Kraft“. Donnerwetter. Haben die mal irgendwo mitregiert? Haben die digitalen Fredis irgendwas zu melden? Nein, haben sie nicht. Also was sollte das Theater? Und es war ein Theater. Rauf und runter wurde dieser Hype diskutiert. Wer sind die? Woher kommen die? Entschuldigung. Es gibt in unserer Gesellschaft junge Menschen, vorwiegend männlich, die scheiße aussehen, sich scheiße anziehen, sich selten waschen und keinerlei soziale Kompetenzen vorweisen können. Deshalb haben sie keine Freunde und vor allem keinen Sex.

Das ist nicht neu! Heute heißen die Nerds und es gibt Fernsehserien über ihr Leben. Bevor es das Internet gab, hatten sie keinen eigenen Lebensraum, hießen in der Schule Asis und wurden in die Mülltonne gesteckt. Die 80er. Eine liebe Zeit.

Heute sitzen die Nerds in ihren Studentenbuden bis morgens um 4 vor dem Linux-PC und denken sich mit gleichgesinnten Opfern der Gesellschaft im Internet Verschwörungstheorien aus. Auf dem Mond war noch nie jemand, die Freimaurer haben die US-Regierung schon vor Jahrhunderten unterwandert und die Deutsche Bahn wirft Leichen auf die Schienen, um ihre Verspätungen zu rechtfertigen. Es war doch aber klar, dass sich irgendwann mal ein paar von den blassen Teiggesichtern zusammenschließen, für ihre weltfremden Ideen eine Partei gründen und ein paar notorische Protestwähler auf ihre Seite ziehen würden. Für exakt ein Jahr. Danach kehrten sie in die Studentenwohnheime der naturwissenschaftlichen Fakultäten zurück und spielten abends wieder „Die Siedler von Catan“. Ende der Episode.

Die Linke.
1990. Das Vaterland im Rausch der Freude. Wir hatten schließlich gerade die Ostzonalen vom Joch des Sozialismus befreit. Und kurze Zeit später tauchte die PDS auf. An der Spitze ein kleines linkisches Männchen mit absurder Nickelbrille. Und irgendwie sahen auch in dieser Partei alle scheiße aus und zogen sich scheiße an. Diese Damen und Herren propagierten aber wacker, dass in der Ostzone nicht alles schlecht gewesen sei und überhaupt wollten sie die gute alte Dame DDR zurück. Unter Hitler war angeblich auch nicht alles schlecht, wurde mir in meinem Zivildienst aus der passenden Generation oft versichert. Erstaunlich, wie Regime ihre Insassen oft gleich prägen.

Aber es gab keinen medialen Aufschrei. Die Sache war einfach nicht neu. Die PDS war die SED mit neuem Namen und gab altverdienten Stasileuten ein Zuhause. Das nannte man den Sozialismus mit menschlichem Antlitz. Dass unter den Ostzonalen noch einige linke Quertreiber vegetieren, haben wir im Westen damals doch alle geahnt. Thema SED: eben beim Schreiben fällt mir auf: waren die nicht alle häßlich und scheiße angezogen?

Der Aufschrei kam jedenfalls erst, als sich verwirrte Wessis den Stasileuten anschlossen und manchmal auch im Westen ein paar Wählerstimmen bekamen. Die neue politische Kraft, die mit Populismus auf Dummenfang geht, war geboren. Hallo? Das ist nicht neu! Ich komme aus einem Dorf im südlichen Niedersachsen. Die linke Kraft mit den einfachen Rezepten für Doofe hieß in meiner Jugend SPD-Ortsverein! Nach Gerhard Schröder wurden diese Leute geistig obdachlos und in der Stasiherberge waren Zimmer frei. Also, was hätten Sie denn getan? Sind doch alles nur Menschen!

Die Grünen.
Anfang der 80er gab es auch schon ein Erdbeben in der politischen Landschaft. Ein paar Wirrköpfe, die – Sie ahnen es sicher – scheiße aussahen und scheiße, diesmal wirklich richtig scheiße, angezogen waren, traten auf die politische Bühne. Meist hatten sie es mit Gutmensch-Themen wie Umweltschutz und Weltfrieden, allgemeinverbindlich für alle. Da konnte man ihnen nicht recht böse sein.

Nervtötend war nur, dass sie sich stetig Dinge ausdachten, gegen die sie dann leidenschaftlich zu Felde zogen. Konsumterror. Waldsterben. Es gab nie ein Waldsterben! Aber das machte diese Menschen irgendwie aus. Sie hatten keine Sorgen, also dachten sie sich welche aus. Auch das ist menschlich.

In den goldenen 70ern haben sie in den Nachwehen der 68er Proteste ihr Studium stressfrei und kiffend in alternativen Diskussionskreisen hinter sich gebracht und dabei über alternative Lebensentwürfe diskutiert, die man nur diskutieren oder leben kann, wenn das Geld dazu ebenso stressfrei von Dritter Seite kommt. Und so war es ja. Danach rutschten diese Leute wiederum stressfrei in den öffentlichen Dienst oder gleich die lebenslange Verbeamtung als Lehrer. Dort konnten sie den ganzen Vormittag Kindern klarmachen, dass sie alles besser wissen und hatten nach der Mittagspause sehr sehr viel Zeit. Und sehr sehr wenig Sorgen.

Das wurde natürlich schnell langweilig. Da musste man sich auf andere Weise die Zeit vertreiben. Beispielsweise erlaubten sich die Lehrer unter ihnen schlimme Scherze mit Schülern, etwa indem sie den heranwachsenden Jungs stetig eintrichterten, dass Frauen möglichst sensible und verständnisvolle Männer bevorzugen, die auch möglichst oft zu ihren Tränen stehen. Das führte zu einer Generation von Jungs, die bis Mitte 20 immer sehr viele beste Freundinnen und sehr wenige richtige Freundinnen hatte.

Aber auch das wurde natürlich irgendwann langweilig und deshalb musste der große Wurf her. Die Grünen gründeten sich. Und da war was los im Fernsehen. Aber das war auch nicht neu! Die Leute kannten wir doch alle. Vormittags von Behördengängen und aus der Schule. Nachmittags aus Bibelkreisen, Bürgerinitiativen und ihrem zweiten Zuhause: der Volkshochschule, wo sie Kurse besuchten wie: Tanzen für den Weltfrieden oder esoterisches Makramee.

Pegida.
Pegida gab es schon in meiner Jugend, hieß damals aber natürlich nicht „Pegida“. Die Sache hatte eigentlich keinen Namen. Sie war vielmehr: „Dorfbevölkerung-im-südlichen-Niedersachsen-aber-nur-die-echten-und-nicht-die-zugezogenen-aus-der-Stadt“. Menschen wie Du und ich.

Ich habe sie viel gesehen in meiner Jugend und ich lieh Ihnen mein Ohr. Meist saßen sie wohl in Dorfkneipen; da durfte ich jedoch altersbedingt noch nicht rein. Eine gute Chance hatte man aber z.B. im Rahmen von Fußballturnieren. Zu diesen Anlässen versammelte sich die hiesige Dorfbevölkerung gern im Clubhaus, rauchte eine HB-Zigarette nach der anderen und dann ging's los.

Da wurde zunächst die politische Weltlage im Allgemeinen und sodann die innenpolitische Lage im Besonderen beleuchtet. Meist wenig differenziert, dafür laut und plakativ. Dazu flossen Bier und Korn in Mengen. Versteht sich. Es ging dann um „Neger“ und „Kanaken“. Es ging um „Hippies“ und „Punker“ (bitte hier unbedingt deutsch aussprechen. Also nicht nur falsch „Punker“ statt „Punks“, sondern bitte zusätzlich mit gesprochenem „u“). Aufgrund der meist protestantischen Konfessionsmehrheit im Harzvorland kriegten auch noch die „Katholen“ ihr Fett weg und Muslime hießen „Mohamedaner“; die kriegten erst recht ihr Fett weg, obwohl keiner einen kannte. Außer vielleicht den Ali aus der Firma. Der war aber immer nett. Und irgendwie ja auch ein Mensch. Soviel Fairness gab es dann doch.

Also: Nicht so ein Theater um die Hohlbirnen veranstalten. Die sind nicht neu. Sie haben nichts zu melden. Sie sehen scheiße aus und sind scheiße angezogen!

Captain Slow